Andreas Rebers und die Geschwister Well (Bärbi, Burgi, Moni, Stofferl, Michael, Karli) und Gerhard Polt bleiben #dahoam
An Silvester gab es ein ganz besonderes Debut: Gerhard Polt hat zum ersten Mal den Frosch in der „Fledermaus“ in der Bayerischen Staatsoper in München gespielt. Und die Well-Brüder aus´m Biermoos haben beim Prinz Orlovsky aufgespielt. Es war ein wunderbarer Silvester-Abend und eine große Freude. Danke an Wilfried Hösl für die fotografischen Impressionen und ein gutes neues Jahr allerseits!
Am Montagabend spielten Gerhard Polt und die Well-Brüder aus´m Biermoos im Nuovo Teatro Sanita in Neapel.
Nach diesem Auftritt neigt sich die Italien-Tour auch schon dem Ende zu und es geht wieder heimwärts.
Hier ein paar Impressionen der Reisegruppe:
Der Tiroler Landtagswahlkampf wurde nicht nur hierzulande genau beobachtet und mitunter hitzig diskutiert. Auch im beschaulichen Hausen in Oberbayern machte man sich über die offensichtlich mehrheitsfähige Angst vor „italienischen Verhältnissen“ Gedanken und verarbeitete sie flugs zum hintersinnigen G’stanzl über südliche Nachbarn, die Tirol zukünftig wohl boykottieren dürften. Mit dieser musikalisch aufbereiteten Überlegung eröffneten die Brüder Christoph, Michael und Karl Well am Freitagabend ihren Auftritt beim Imster TschirgArt Jazzfestival. Überhaupt gaben sich die Wellbrüder aus’m Biermoos ortskundig. Sie stichelten gegen den Landeshauptmann. Erinnerten an dessen wenig ruhmreiches Treffen mit Vorzeigekicker David Alaba und sinnierten in leitmotivisch wiederkehrenden Abschweifungen über die Liebe mancher Tiroler Gemeinden, vorzugsweise solcher im Unterland, zum Kreisverkehr. Bei so viel Lokalkolorit waren die Lacher vorprogrammiert. Bereits nach wenigen Minuten hatten die virtuos aufspielenden bayrischen Multikinstrumentalisten das Publikum im Glenthof für sich eingenommen.
Nur einer lachte nicht. Aber das gehörte zum Programm. Während sich seine Bühnenpartner die Tiefen und Untiefen des Alltags aufs Korn nahmen, saß Gerhard Polt auf seinem Stuhl und beobachtete das Treiben mit mal gelangweilter, mal mürrischer Miene. Erst nachdem die Wellbrüder das Publikum richtig angeheizt hatten, erhob sich dieser grimmige Buddha, trat ans Mikrofon und setzte zu einem seiner inzwischen legendären verbalen Rundumschläge an. Scheinbar mühelos – und ohne sich groß zu verändern – schlüpfte der mittlerweile 71-Jährige dabei in die verschiedensten Rollen. Gab den bierseligen Philosophen genauso wie den zurückgetretenen Papst.
Alles, was Polt über den Weg und bisweilen über die Leber läuft, kann zum Inhalt einer satirischen Suada werden. Polt schaut den Menschen aufs Maul, stellt die zahllosen phrasendreschenden Lokalpolitiker, großmäuligen Autonarren und wichtigtuerischen Sparkassenleiter mit ihren eigenen Worten bloß. So entlarvt er die spießbürgerliche Sehnsucht nach Gemütlichkeit als rücksichtslose Genusssucht, entwirft das Bild einer Gesellschaft, die immer kurz davor ist, zur Karikatur ihrer selbst zu werden, und sorgt für Lacher, die regelmäßig Gefahr laufen, einem im Halse stecken zu bleiben.
Aber auch in den musikalischen Zwischenspielen der Wellbrüder kommt anarchische Gesellschaftskritik nicht zu kurz. So gibt Christoph Well „40 Cent“, einen Gangsta-Bauern mit Wollkappe und tiefhängenden Lederhosen, der für gerechte Milchpreise rappt, und im anrührenden „S’ Diandl liab’n“ prangern die drei Brüder auf eindrückliche Weise die Scheinmoral kirchlicher Würdenträger an.
von Joachim Leitner
www.tt.com Rappende Milchbauern im Kreisverkehr
SZ: Herr Well, Sie sind jetzt also der neue Hans in der Formation.
KW: Nein, ich bin der Karli und bin ganz eigen. Ich übernehme mitnichten dem Hansi seine Position. Ich steh‘ für mich selber, das ist mir sehr wichtig.
SZ: Sie haben früher schon einmal etwas Ähnliches gemacht und waren in den 1980ern mit der Formation Guglhupfa eine große Nummer.
KW: Wir waren zu viert, die Brüder Rudi und Heini Zapf, der Anderl Lechner und ich. Ich bin 1980 eingestiegen, als der dritte Bruder der Zapfs aufhörte und war dann fast zehn Jahre dabei. 1988 haben wir bei der 1. Münchner Biennale mitgespielt, da hatte uns Hans Werner Henze beauftragt. Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte. Aber irgendwann war es mir dann zu viel, ich hatte ja auch Familie.
SZ: 1990 hat sich Guglhupfa dann aufgelöst.
KW: Ich bin schon 1989 ausgestiegen, habe aber noch einmal ausgeholfen, als sie zehn Tage in Kiew spielten. Danach haben sie sich ganz aufgelöst. Das war zwar schade, aber es kommt auch immer ewas Neues.
SZ: Damals war aber auch schon die Biermösl Blosn erfolgreich unterwegs. Sie waren Konkurrenten.
KW: Die waren die Platzhirsche und wir waren die zweite Garde. (lacht)
SZ: Hatten Sie nach dem Ende von Guglhupfa keine Lust bei der Biermösel mitzumachen?
KW: Das hat sich nicht ergeben. Bis zum vergangenen Jahr war ich ja mit der Biermösl unterwegs und habe die Technik, übrigens auch für Gerhard Polt und die Wellküren gemacht. Nachdem sich die Blosn aufgelöst hat, haben wir, der Michael, der Stofferl, die drei Wellkürenschwestern und ich, in den Münchner Kammerspielen den Hausmusikabend „Fein sein, beieinander bleiben“ gemacht, unter der Regie von Franz Wittenbrink. Das war für mich ein toller Einstieg, weil es mit einem Regisseur leichter war, mich auf der Bühne zurecht zu finden. Wenn man so lange weg war, ist das fast wie ein Neuanfang. Man kommt dann aber doch schnell wieder rein. Dass es jetzt so weiterläuft, ist sehr schön. Da kann man sich kontinuierlich weiterentwickeln.
SZ: Ihr Platz war in den letzten 20 Jahre also eher abseits der Bühne?
KW: In der ganzen Zeit habe ich aber nie aufgehört, selber Musik zu spielen. Mit den Well-Buam habe ich Tanzlmusik gemacht.
SZ: Welche Rolle haben sie jetzt bei den Well-Brüdern?
KW: So ganz genau definiert ist das noch nicht. Rolle kann man auch nicht sagen, ich sing und spiel halt und bin der Karli. Ich habe mir zwar immer vorstellen können, wieder auf der Bühne zu stehen, dass es aber so viel Gaudi macht, das wusste ich nicht.
SZ: Wie ist das denn, wenn man mit zwei Brüdern auftritt, die 35 Jahre lang miteinander gearbeitet haben?
KW: Ein sehr beruhigendes Gefühl. Ich erfahre viel Unterstützung von ihnen und wir haben eine Riesengaudi. Wie ich was spiele, das muss ich allerdings selber rausfinden. Da können sie mir nicht so helfen.
SZ: Wie ist das neue Programm?
KW: Lassen Sie sich einfach überraschen, uns machts jedenfalls einen Heidenspass!
SZ: Wer schreibt die Texte, die Musik?
KW: Der Stofferl schreibt hauptsächlich die Musik, auch die Texte, vieles entsteht aber miteinander, wie halt früher auch bei der Biermösl Blosn. Es ist eine sehr gute und lustige Zusammenarbeit.
SZ: Wie viel Biermösl steckt in den Well-Brüdern?
KW: Die Schnittmenge ist eher die Familie Well. Da haben wir als Kinder fast alles gelernt, worauf die Biermösl Blosn, die Wellküren, ich und die anderen Geschwister alle aufbauen. Natürlich gibt es dadurch Ähnlichkeiten mit dem, was die Biermösl gemacht hat. Die Inhalte, wie Veränderungen auf dem Dorf, in der Gesellschaft, Politik, Sachen, die uns aufregen und auffallen, sind natürlich die gleichen geblieben. Es stehen ja auch zwei Drittel der Biermösl Blosn auf der Bühne. Aber mit dem gemeinsamen Familienfundus, oder Humus sag ich mal, macht halt jeder etwas anderes.
SZ: Und was?
KW: Ja, die Art der Darbietung. Ich bin einfach nicht der Hansi, insofern hat sich schon etwas verändert.
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