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Stofferl Well

Christoph Well wurde als 14. von 15 Kindern der Lehrersfamilie Well 1959 in Günzlhofen geboren. Mir drei Jahren trat er zum ersten Mal mit seinen Eltern und Geschwistern öffentlich auf. Mit neun erhielt er von seinem Bruder eine Trompete um es sich selbst beizubringen und bei der Tanzlmusi mitzuspielen. Nach der Mittleren Reife studierte er an der Musikhochschule München Trompete.

Mit 18 wurde er Solotrompeter bei den Münchner Philharmonikern. Auf Grund einer Herzoperation gab er diese Stelle mit 21 Jahren auf und erlernte mit einem Stipendium von Maestro S. Celibidache an der Hochschule für Musik München Harfe. Vom 17. bis 52. Lebensjahr spielte er mit seinen Brüdern Michael und Hans in der Biermösl Blosn.

Nach deren Auflösung gründete er mit Michael und Karl Well die Formation „Wellbrüder aus’m Biermoos“, die zusammen mit den Wellküren als „Geschwister Well“ auftreten. Er veröffentlichte zahlreiche Lieder- und Musikbücher, gestaltet für den BR eine Radio- und eine Fernsehsendung, macht Filmmusik, liest in einem Programm mit dem „Bäsle-Quartett“ Mozarts berühmte Bäsle-Briefe und ist als Musiker von Danzig, Ebenried, Venedig, Ingolstadt bis Palermo unterwegs.

Seine musikalische Heimat ist die bairische Volksmusik, deren Weiterentwicklung und Lebendigkeit ihm ein großes Anliegen ist.

Christoph und Michael Well (Biermösl Blosn) haben mit ihrem Bruder Karl Well (Guglhupfa) die neue Formation „Wellbrüder aus’m Biermoos“ gegründet.

Die drei Sprosse der Großfamilie Well, nehmen in bewährter Biermösl-Tradition das politische Geschehen Bayerns und dem Rest der Welt aufs Korn. Unter Zuhilfenahme unzähliger Instrumente wird der Darm unseres Ministerpräsidenten gespiegelt, die Situation unserer Milchbauern ausgemolken, geschuhplattelt, gejodelt und gestanzelt. Sie decken Heimatverbrechen aller Art auf und blasen denen „da oben“ gehörig den Marsch, ohne dabei aber die „da unten“ zu verschonen.

Karl (Nr. 12 in der Geschwisterfolge) spielt Klarinette, Steirisches Akkordeon, Gitarre, Saxopho, Kontrabass und Alphorn. Er ist gelernter Schreiner, Häuserrestaurator und außerdem der Tontechniker und Soundexperte der drei. Im zarten Alter von 12 Jahren begann er mit dem Rauchen und durchquerte als Frühpensionist mit 50 den afrikanischen Kontinent auf dem Motorrad. Desaströse Straßenverhältnisse, unzählige Pannen, höchste Pässe und Beipässe konnten ihn nicht aufhalten.

Michael (Nr. 13) spielt die Tuba, Drehleier, Banjo, Gitarre und Steirisches Akkordeon sowieso, Cello, Bariton und Alphorn. Sein Beruf ist eigentlich Sozialpädagoge und Kindergärtner, aber seine Berufung ist Tanzmeister und das Management der drei Brüder aus’m Biermoos, der Wellküren, Geschwister Well, Wellbuam, NouWellcousines, Bäsle-Quartett, der afrikanischen Gumboot-Tanzformation „Corroboration“ und von Gerhard Polt.

Christoph (Stofferl, Nr. 14) hupt und trötet auf allen Instrumenten, die ihm zwischen die Finger und Füße kommen. Er studierte Trompete und Harfe, war unter Sergio Celibidache Solotrompeter der Münchner Philharmoniker, moderiert Volksmusiksendungen beim BR und hat sonst nichts gescheites gelernt. Er ist der Chouffeur und großenteils für die Musik und Texte, Intonation und Garderobe des Trios verantwortlich.

Alle drei stehen seit ihrem 3. Lebensjahr aus Spaß und Notwehr auf der Bühne.
Sie sind die „Die Drei Tenöre“, wenn es sein muß „Drei Bässe“ und haben schon als Kleinkinder bei der Mutter Blockflöte und beim Vater

Bissiges aus dem Biermoos

Beim Herfahren haben sie sich noch gedacht, „des gibt’s doch net,/dass euer Bahnhofsgebäude immer no steht.“ Je näher die drei Wellbrüder aus´m Biermoos, der Stofferl, der Micherl und der Karli, dann dem bosco kamen, umso mehr wunderten sie sich über Gautinger Zustände: „de Altersstruktur is schuld daran,/dass` in da Hauptstraß` koan Kramer, aber drei Bestattungsinstitute ham!“ Eines aber hat Gauting den Nachbarorten voraus: „In Starnberg drübn teans bloß no schaun,/wia, mit wos, wann und wo und wer soit den Tunnel baun,/wui ma in Starnberg kulturell wos erlebn,/muaß ma ins bosco nach Gauting gehn.“

Verschiedene Abordnungen der Familie Well waren in den vergangenen Monaten häufiger zu Gast im bosco, mal als Sextett aus Brüdern und Schwestern, mal solistisch klassisch, mal nur die drei Schwestern und mal ein Bruder in Verbindung mit Musikerkollegen aus anderen Familien und Gegenden. Seit dem Ende der Ära Biermösl-Blosn suchen die Geschwister neue Formen und Formationen, nicht immer waren die Versuche überzeugend. Dieser Abend aber war süffig wie ein frisch gezapftes Augustiner, so perfekt gesalzen wie eine rösche Brezn und ein einziger Ohrenschmaus obendrein. Die Mischung stimmte: zusammen mit dem erst seit kurzem mitwirkenden Bruder Karli hoben Stofferl und Micherl neue Lieder aus der Taufe, putzten alte frisch auf und bewiesen gerade auch hinsichtlich der Texte, dass sie gerade so bissig sind wie vor zehn, zwanzig Jahren. Ob es um die bayerische Regierungsmannschaft geht, um lokalpolitische Recherchen oder um Beobachtungen zum Zustand der Gegenwartsgesellschaft – mit gutem Gespür für die kleinen und großen Schwächen nehmen die drei diese auf die Spitze des Schreibstiftes, machen sich einen frechen Reim darauf und pfeifen denselben auf Flöten, Tuba, Klarinette, zur Harfe, Gitarre, zum Akkordeon und zu einem halben Dutzend weiterer Instrumente bis hin zu Dudelsack, Drehleier und Alphorn.

In musikalischer Hinsicht holt sie ohnehin so leicht niemand ein. Ausgehend von dem Wissen, dass jede Volksmusik, die den Namen verdient, revolutionäres Potential besitzt, setzen die drei Wellbrüder die Landler, Gstanzln, Zwiefachn und all die anderen Weisen wie kleine Pfeilspitzen ein, die sich sanft in die Haut bohren und dort einfach stecken bleiben. Das Lied von den „Grünen“ beispielsweise, das die Uniformfarbe der Polizisten meint und so scheinbar harmlos, als würde ein Spielmannszug besungen, von verprügelten Familien in Rosenheim oder einem erschossenen Studenten in Regensburg erzählt, verprügelt und erschossen von Beamten in Grün. Oder das Lied, in dem Dominopaare gebildet werden nach der Formel „ghert zu“, auf Neudeutsch übersetzt heißt das „belongs to“: da „ghert“ bunga bunga zu Berlusconi und zum Brüderle ein „humpahumpatäterä“.

Instrumentalstücke werden in der Regel zuvor bezüglich der Instrumentierung erklärt. Und da gibt es viel Neues zu erfahren: dass die Alphörner, die „Gigaliner der Stubnmusik“, als Vorläufer des Laubbläsers zu gelten haben oder dass zur Zeit Karls des Großen, dessen Gautinger Geburt die drei Herren wohl nicht so recht glauben mögen, die Drehleier das bevorzugte Instrument war und dieses den Gautingern darum besonders vertraut sein müsse. Ihre historischen Erkenntnisse beziehen die Wells aus erster Hand, vom legendären Brucker Kreisheimatpfleger Toni Drexler, der ihnen auch den entscheidenden Hinweis auf die schottische Herkunft der Familie Well gegeben hat. So lag es nahe, dass Stofferl nach der Pause mit einem Dudelsack auftrat und dann gemeinsam mit den Brüdern ein so traurigschaurigschönes schottisches Grusellied zum Besten gab, dass man sich schon auf den Highlands wähnte. Man hätte noch stundenlang zuhören können, diesem und all den anderen Stücken. Und selbst wenn beim nächsten Mal der Gautinger Bahnhof immer noch stehen sollte, so wird es dieses nächste Mal mit den Wellbrüdern aus´m Biermoos hoffentlich doch geben.

 

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