Für die neue Biermösl Blosn ohne Hans Well, aber mit Bruder Karl, lief der Auftritt in Au hervorragend. Alles in der gewohnten Qualität. Dauerfreund Gerhard Polt, braun gebrannt aus Terracina zurück, brachte seinen Part in politischer Qualität ein. Fazit: Ein super Abend.
Es sind echte Bühnenprofis am Werk. Improvisationen, Programmumstellungen in der Pause – und alles läuft, wie wenn sie schon einige Abende dieses Programm absolvierten. Selbst Karl Well, früher für die Technik rührig unterwegs, spielt mit, wie wenn er schon immer dort oben gestanden hätte. Alle Beiträge klassisch gut absolviert. Tatsächlich stammten manche Programmpunkte von früher wie z.B. das Alphorn-Blasen oder das Mozart Trompeten-Trio, doch nirgendwo zeigte sich eine Lücke.
Das Entrée war wieder ein „Beitrag zur Ortskultur“, das Dableck‘n der lokalen Größen. Es wiederholt sich nach klassischer Biermösl-Tradition bei den Stanzen am Schluss. Sie brauchen Spickzettel und das Publikum verzeiht den einen oder anderen Lesefehler. Tribut an die Spontankunst. Doch wo schon zweimal gespielt, läuft alles wie geschmiert.
Gerhard Polt, der Überfreund der Well-Brüder, hat es da leichter. Er bleibt in seinen Stücken. Das wirkt stabilisierend. Doch auch das Zusammenspiel klappt, wenn Miche Well als Reporter Polt als Sparkassendirektor interviewt. Noch stärker, wenn Polt in der Zugabe afrikanische Rhythmen besingt – auch ein Klassiker, der das Netzwerk mit genialen Musikern erfordert. Da kommt Polts Größe voll zur Geltung.
Klassisch bei Polt seine Ansprache als Papst Benedikt, sogar vom Zettel gelesen, aber im Duktus so perfekt, dass es den 600 Zuhörern kalt über den Rücken lief. Und die Nummer mit dem Steinbierkrug und seinem „Lungenhering“ bleibt packend eklig. Alle Polt-Fans kamen auf ihre Kosten. Die Orationen, gewohnte Aufgaben, und Autogrammwünsche kamen so stark wie immer. Und die Musiker und Kabarettisten spielten mit der gewohnten Passion, ja Leidenschaft. Und gaben mehr Zugaben als erwartet. Die neue Hopfenlandhalle bietet auch einen großartigen Rahmen. Organisator Michael Eberwein kann auf diesen Abend stolz sein.
Bei den Well-Brüdern geht auch das kritische Texten weiter. Kritik an Polizei, Richtern und Kirche kommt unverblümt wie eh und je. Der Protestsong „40 Cent“, Christoph „Stofferl“ Well auf den Leib geschrieben, ließ sogar Gerhard Polt auf der Bühne klatschen. Und wie immer fasziniert, dass jeder der drei alle Instrumente beherrscht, allen voran Stofferl, der Startrompeter, Harfenspieler und Charmeur in Lederhose. Weiter so!
Jetzt ist es schon eine Zeitlang her, dass wir uns als Biermösl Blosn getrennt haben. Es war eine wirklich schöne, aufregende und erfüllte Zeit. Aber das Auseinandergehen ist halt einmal, unter dem Aspekt er Vergänglichkeit aller Dinge betrachtet, ein ganz normaler, wenn auch schmerzhafter Vorgang. Es kommt uns eh wie ein Wunder vor, dass wir es eine so lange Zeit miteinander ausgehalten haben. Bei den Beatles war ja schon nach 10 Jahren Schluss.
Dabei spielten bei uns persönliche und gesundheitliche Gründe eine große Rolle, zudem wurde es mit der Zeit halt immer schwieriger, die unterschiedlichen Auffassungen über Inhalt, Form und Musik unter einen Hut zu bringen. Jeder von uns verändert sich und wird älter. Dabei denkt man sich für die verbleibende Lebenszeit, was will ich noch machen, was steht noch an und wie kann ich das, was ich noch vorhabe, am besten herausfinden und verwirklichen.
Wir zwei haben gleich nach der Trennung angefangen, ein Familientheater mit unseren Wellküren-Schwestern, unserem Bruder Karli und unserer Mutter an den Münchner Kammerspielen zu proben. Als „Wellbrüder aus‘m Biermoos“ spielen wir zusammen mit Karli – und auch des Öfteren mit Gerhard Polt – Veranstaltungen im 35 Jahre lang bewährten Biermösl Blosn Stil. Dazu kann jeder von uns zweien noch einen Menge anderer Sachen machen, die während der Biermösl Blosn Zeit keinen Raum hatten.
Also, frei nach Hermann Hesse geschrieben: „Jedem Neubeginne wohnt ein Zauber inne“, und wir zwei kommen uns manchmal wirklich ganz verzaubert vor.
Wir wollen uns an dieser Stelle noch einmal bei unseren Veranstaltern und vor allem bei unserem Publikum, das uns so lange die Treue gehalten hat, bedanken. Bei jedem, wirklich bei jedem Auftritt als Biermösl Blosn haben wir es unglaublich genossen für sie zu singen, platteln, jodeln und zu musizieren. Ihr Zuhören und Lachen war und ist die größte Auszeichnung, die uns zuteil wurde!
Und wenn Ihr bei einem unserer Konzerte in der neuen Formation „Well Brüder aus’m Biermoos“ vorbeischauen wollt, freuen wir uns wirklich sehr auf ein Wiedersehen!
Christoph und Michael Well
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner