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Gerhard Polt und die Well Brüder zu Besuch in Solothurn

Mit bissigem Humor und virtuosen Weltklängen eroberten Kabarettist Gerhard Polt und die Wellbrüder am Wochenende Solothurn. von Andreas Kaufmann

SOLOTHURN, 15.12.2013: Das oberbayerische Dorf Hausen ist eine eigene Welt – eine, die rund 600 begeisterte Zuschauer seit Samstag kennen. Gekommen waren sie für einen Abend, der bayrischer nicht sein könnte: Gerhart Polt beehrte Solothurn – und wenn es jemand schafft, aus Nichtigkeiten des dörflichen Alltags ein Pointenfeuerwerk zu mischen, dann Polt.

Gerhard Polt in seinem Element, Quelle: Andreas Kaufmann

Gerhard Polt in seinem Element, Quelle: Andreas Kaufmann

Beispielsweise über die 125-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr Hausen, die er mit ausschweifenden Details verziert, bevor er dann zum Kern der Sache vorstosst: dass nämlich die Reporterin des Lokal-TV mit «na Scheissbürstn» verhauen gehört, weil sie sich kritisch über den Rollbraten-Umsatz am Fest äusserte.

Oder er mimt den wirtschaftlich gestrandeten Kioskbesitzer von Hausen, der sich über seinen Abstieg vom Fünfer-BMW zum Koreaner aufregt und in eine Schweizer Sterbehospitz eine neue Anstellung findet («Reiche Russ’n sterben hier. Do hats mir guat gfalln.»). Dass er das ganze mit einem sympathischen Versuch auf Schwyzerdütsch abrundete, schmeichelte dem Publikum: «Au s Ässe isch guet do… Hackdäschli und Läberli». An anderer Stelle drückt der passionierte Autofahrer durch («Die Fussgängerei ist für mich gelaufen»): wenn er im Schnellfeuer die Anglizismen eines Autoprospekts durchballert und von «Night Vision» und «Coming Home Light» schwärmt.

Virtuose musikalische Begleiter

Die Well Brüder an den Alphörnern. Quelle: Andreas Kaufmann

Die Well Brüder an den Alphörnern. Quelle: Andreas Kaufmann

Als wäre Kurzweil mit Polt nicht bereits garantiert, ist auf der Tour ein musikalisch-humoristisches Dreiergespann mit dabei: Mit lokal bis national kolorierten Gstanzl – dem bayrischen Pendant zur Schnitzelbank – nahmen die Wellbrüder vorweg, was hier erst an der nächsten Fasnacht für Lacher sorgen könnte. Dass Tempo 30 und Fernwärme zu reden geben, oder dass die Solothurner die Ewigkeit über Kurt Fluris Amtszeit definieren. Und auch das «Flugplatzdorf» Grenchen, «wo nix los is’», bekam sein Fett weg. Ob durch einen Whistleblower oder durch intensive Zeitungslektüre: Karli, Stofferl und Michael Well waren gut informiert, was das Publikum honorierte.

Als Zielscheibe auf schweizweitem Parkett musste die Speerspitze des SVP von Blocher bis Mörgeli hinhalten – als Supplement «Weltwoche»-Köppel. Die drei Multiinstrumentalisten liessen es bei allem Schalk an Virtuosität im Spiel nicht missen. So ragten auch einmal drei Alphörner – liebevoll «Laubbläser» genannt – in die Zuschauermenge hinein und brachten von Bizet bis Beatles ein stattliches Potpourri zu Gehör.

Quelle: Andreas Kaufmann

Quelle: Andreas Kaufmann

Dass die Welt an der Dorfgrenze von Hausen nicht aufhört, zeigte sich an den Nummern, die sie gemeinsam mit Polt anstimmten: So mimte dieser den Gebetsrufer mit Fantasiearabisch und brachte zum Schluss des Abends auch afrikanische Klänge auf die Bühne – Hüftschwung inklusive.

 

von Andreas Kaufmann

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Gaudi mit Biss in Zürich

Die Well Brüder und Gerhard Polt im Volkshaus Zürich

ZÜRICH, 15. 12.2013: Der Name und die Besetzung des Trios sind anders, aber sonst ist alles wie gewohnt. Die Wellbrüder aus dem Biermoos , noch bis vor kurzem mit Hans statt Karl Well als drittem Mann als Biermösl Blosn unterwegs und seit Jahrzehnten kongeniale Bühnenpartner von Gerhard Polt , stehen zuverlässig für hinterfotzige Bayern-Gaudi mit viel Biss und noch mehr Hirn.

Christoph, Michael und Karl Well, drei versierte Multiinstrumentalisten zwischen Bach-Trompete und «40-Cent-Milli»-Rap, bauen regionale Merkwürdigkeiten und Skandälchen ganz selbstverständlich in ihre Lieder ein. So singen sie denn bei ihrem Auftritt vom Sonntagabend im Volkshaus unter schenkelklopfendem Beifall des Publikums von der Zürcher Sittenpolizei in der Chilli’s-Bar oder vom Fussballstadion, das ewig nie kommen werde – und das es bei dem traurigen Gekicke der Zürcher Klubs auch nicht brauche. Sie machen das Arbeits- und Asylrechtsverständnis eines Eglisauer Nationalrats und dessen Bezirksrichter-Gemahlin zum Thema, sie singen von der im ganzen Land als Wehrsportgruppe Blocher bekannten Auns, und auch der noch amtierende Bundespräsident sowie der nicht mehr amtierende Leiter des Medizinhistorischen Museums der Universität Zürich sind den Wellbrüdern aus dem Biermoos ein paar spitze Liedzeilen wert.

Auch Gerhard Polt zeigt sich an diesem Abend in sardonischer Spötterlaune. Er schwadroniert vom steuerbehördlichen Schicksalsschlag gegen einen bayrischen Kioskbetreiber mit 5er-BMW, der sich zur Arbeitsmigration in die Schweiz gezwungen sieht. Wie der Zuwanderer schnell eine – vorsichtig ausgedrückt – grenzwertige Sicht zum Dichtestress entwickelt und diese in köstlichem Schweizerdeutsch formuliert, ist ebenso lustig wie erschreckend.

Polt kennt seine Spiesser und karikiert sie präzis. Sein Waschweiber-Diskurs über die Minderheiten und deren Nicht-Rolle in der Demokratie etwa ist grossartig. Sein militanter Nichtfussgänger, der seinen Luxuswagen mit sämtlicher denkbarer Zusatzausstattung konfiguriert, oder sein Tankstellenbesitzer, der einen jugendlichen Gummibärchen-Dieb erschiesst, lassen das Publikum wohlig schaudern. Auch das zum Schreien lustige Stück über die 125-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr Hausen samt derber Schelte für die «Blunzen» vom Lokalfernsehen und deren herabsetzende Berichterstattung lässt einem den Rollbraten hochkommen.

Richtig brechreizend allerdings wird’s bei Polts quälend ausführlicher Schilderung des Vorfalls mit dem «Lungenhering» im tönernen Bierhumpen. Das ist Ekel pur, und dagegen hilft zuletzt bloss das gemeinsame Singen von Polts Afro-Hymne «E-mam-bele»: Ein skurriler Abschluss eines dreistündigen, bitter-schrägen bajuwarischen Heimatabends mit hohem Spassfaktor.

von Alois Feusi

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Koa Schmarrn!

Gerhard Polt und Well-Brüder in Brüssel

EUROPEAN NEWS AGENCY

BRÜSSEL, 09.11.2013: Anders als mancher Landes-Politiker schaut der bayerische „Ur“-Kabarettist Gerhard Polt wirklich über Bayern’s Grenzen hinaus. Bei seinem Ausflug nach Brüssel waren die Well-Brüder aus’m Biermoos dabei – zusammen brachten sie dort ins EU-Viertel eine Menge Äktschn und uriges Kabarett mit.

Well-Brüder und Gerhard Polt

Äktschn: Well-Brüder und Gerhard Polt Bild: (c) Gerhard Rippert

Die musikalischen Brüder und der grantelnde Moralist Polt kennen sich gut aus in Belgien – sie waren auch nicht zum ersten Mal hier. Zur Beilegung des ewigen wallonisch-flämischen Konflikts im Königreich wurde im Gstanzl der Einsatz einer UNO-Blauhelmtruppe angeregt und wem es denn gelänge, belgischen Autofahrern vernünftiges Verhalten im Straßenverkehr beizubringen, müsste ein Denkmal gesetzt werden. Kommentiert wurden auch Stoibers Entbürokratisierung und EU-Kommissar Oettingers Englischkenntnisse, dagegen besonders gelobt Belgiens raffinierte Schokoladenherstellung.

Gerhard Polt

Polt am granteln Bild: (c) Gerhard Rippert

Mit Blick auf die bayerische Heimat beschrieb Gerhard Polt Jubiläumsfeste der freiwilligen Feuerwehr als kulturelles Brainstorming, als funktionierende Symbiose zwischen Dorffolklore und Nahrungsmittelindustrie und analysierte jugendlichen Alkoholkonsum als Weg der Drogenprävention. Köstlich seine Parodie auf Ex-Papst Benedikt, der in einem italo-lateinischen Jargon die finanziellen Eskapaden des Luxusbischof aus Limburg als kulturellen Gewinn für die Welt interpretierte. Danach als bekennender Autofahrer (Zitat: „Die Fußgängerei ist gelaufen“) beeindruckte Polt mit einem Hightech-Vokabular wie direkt von einem Autosalon. Klar – für sein neues Fahrzeug sind „Vivaldi 4 Seasons“-Sitze und ein RollOverProtectionSystem absolutes Muss …

Well-Brüder

Stofferl, Karl und Michael Bild: (c) Gerhard Rippert

Virtuos die Well-Brüder an ihren Instrumenten – kräftige Tuba, feine Harfe, Violine, Ziehharmonika, sogar alte Drehleier. Und es geht modern: ein gekonnter Rap-Song „40 Cent“ war fetziger Aufruf an die Brüsseler vor Ort, den Millibauern (übersetzt: Milchbauern) gegen die Großindustrie beizustehen. Das „Haus der Bayerischen Geschichte“ lieferte den Wells eine Menge Stichwörter: Kruzifix, Preis für Wies’n-Maß, Originalabschrift Guttenberg, Stoiber-Merkel, Rauchverbot, Seehofer Ruhmeshalle, Mooshammer und vieles mehr … Zwischendurch machte sich Gerhard Polt nörgelnd Gedanken zu Demokratie, zu Mehr- und Minderheiten und begründete schließlich nachvollziehbar dass ein Maßkrug wegen der Transparenz doch besser aus Glas sein sollte.

Am Schluss gab es Standing Ovation im voll besetzten Saal der Vertretung des Freistaats Bayern in Brüssel – zu Recht für ein kabarettistisches Highlight mit großartigen Künstlern. Dabei machte es nichts, dass mancher Expat im Publikum mit anderer Muttersprache als „das Bayerische“ nicht gleich auf Anhieb jeden Gag verstand. Denn schließlich konnte man nach der Bühnen-Äktschn mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern noch lange plaudern.

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Gerhard Polt und die Well-Brüder begeistern in Aachen

VON HANS-PETER LEISTEN

Gerhard Polt und die Well-Brüder

Hochmusikalisch, böse und unheimlich gut: Gerhard Polt (rechts) und die Well-Brüder (von links) Stofferl, Karli und Michael. Foto: Andreas Steindl

AACHEN. Es ist im Grunde, wie es immer schon war. Die Bühne randvoll mit Instrumenten, Harfe Tuba, Kontrabass. . . Vier Stühle, vier Mikrophone. Das reicht. Wenn Gerhard Polt nach Aachen kommt, dann weiß er um seine Fan-Gemeinde. Und die Well-Brüder wissen das auch.

Dieses Trio, das zu zwei Dritteln aus der legendären Biermösl Blosn besteht, mit der der bayerische Kabarettist über Jahrzehnte für Furore sorgte. Und so steht dieses Quartett – eigentlich ein Trio und ein Einzelkünstler, aber doch ein kongeniales Quartett – auf der Bühne der Burtscheider Kurpark-Terrassen, in der auch der letzte Stuhl besetzt ist.

Die hochmusikalischen Well-Brüder, das sind Stofferl (alle Instrumente), Michael (alle Instrumente) und Karl Well (alle Instrumente), eröffnen das Programm, stellen ihren Herkunftsort Hausen („Der liegt im Dreieck zwischen Genf und Prag“) vor und dessen neueste Errungenschaft – den Kreisverkehr. Der ist aber so eng gebaut worden, dass das neue Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr die Kurve nicht kriegt und jetzt einfach „immer geradeaus drüber brettert“.

Und so ist Hausen zu seinem „Shared Space“ gekommen – ein den Aachenern bestens bekanntes Reizwort aus der Umgestaltungsdiskussion vor dem RWTH-Hauptgebäude. Überhaupt greifen die Weller immer wieder lokalpolitische Themen auf, erweisen den Besuchern die Ehre und könnten so deren Herzen öffnen. Wenn das denn überhaupt nötig wäre. Aber alle Vier haben in Aachen ein Heimspiel.

Auch das ist, wie es immer schon war: Während die Well-Brüder ihren musikabarettistischen Feingeist versprühen, sitzt Polt scheinbar gelangweilt daneben und erhebt sich dann bärbeißig, um Klassiker der deutschen Philosophiegeschichte zu zitieren: „I hab‘s immer scho g’sagt“, „S‘ iss wie’s iss“ oder auch „Der Pichlmeier hat’s a g‘sagt“. Und was hat er gesagt? Polt dreht sich um sich selbst, sagt etwas und doch nichts – und der Zuschauer ahnt, dass gleich etwas Bitterböses über ihn hereinbricht.

In der Tat entlarvt der 71-jährige selbst ernannte „Hundskrüppel“ Archetypen des deutschen Kleingeistes. Zum Beispiel den Dorfvertreter, für den das 125-jährige Fest der Freiwilligen Feuerwehr kein Fest, sondern ein Mega-Event war. Mit internationaler Musik, weil die „Drei Hax’n“ aus Tirol sind auch aufgetreten. Und erst die Jugend. Auf die lässt er nichts kommen. Die hat sogar ein eigenes Edelweißzelt aufgestellt für ihr Anti-Drogenprojekt, für das von jeden verkauften Schnaps zehn Cent abgezwackt wurden: „1620 Euro san da z‘amkommen“. Es ist, wie’s immer war: Man muss lachen und darf es doch eigentlich gar nicht. Aber aus dieser schizophrenen Zwickmühle lässt der Polt einen nicht raus.

Der Auftritt der Well-Brüder ist aber auch ein musikalischer Hochgenuss, denn die Drei aus dem Biermoos sind echte Profis, und Könner. Vor allem Stofferl, der seine Vergangenheit als Solotrompeter bei den Münchner Philharmonikern und späterer Konzertharfenist immer wieder aufblitzen lässt. Gerade er steht aber auch für Neues, zum Beispiel mit seiner brillanten Milli-Bauer-Rap-Parodie als „Mr. Forty Cent“, der für einen fairen Milchpreis über die Bühne hüpft.

Es hat die Faszination des Fremdschämens, wenn Polt sich als großkotziger Auto-Fan outet, dessen „grünes Gewissen sich empört, als seine Frau bei der Ausstattung Betriebsknöpfe in Elfenbein“ will: „Krokodil-Leder wäre gerade noch gegangen.“ So muss er in seiner Karosse leben mit all den „potenziellen Suizidlern von der Wildsau bis zum Fußgänger, die sich nachts auf den Straßen herumtreiben“. Man lacht schon wieder und will es doch immer noch nicht.

„Gerhard Polt & und die Well-Brüder aus Biermoos“ stehen für hochintelligentes Kabarett, auch nach Jahrzehnten noch ewig jung. Sie schaffen den Spagat zwischen deftiger Unterhaltung und anspruchsvoller Zeitkritik. So, wie es bei ihnen schon immer war.

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Perfekte Gaudi, perfektes Fest

Erst beschenken die Apollo-Schützen in Sandharlanden mit einem Kabarett-Open Air ihre Gäste. Am Samstag feierten sie sich beim Hammermeier selbst.

VON B. REITINGER UND H. SCHILLOK, MZ

SANDHARLANDEN. Bei gefühlten 40 Grad steht Hans Loidl am Grill und wendet Steaks. „Ich mag das so“, sagt der Sandharlandener. Seit 33 Jahren ist er bei den Apollo Schützen. Die sind fast doppelt so alt. 60, um genau zu sein. Am Freitag und Samstag wurde dies gefeiert. Einmal mit einem „vollen Haus“ beim Kirchplatz-Open Air mit Gerhard Polt und den Wellbrüdern aus’m Biermoos. Einmal intern mit einem Ehrenabend.

Well Brüder Sandharlanden

Kurz vor der Abreise zücken die Künstler einen Scheck. Der war freilich mehr symbolisch. Mit im Bild Schützenmeister Josef Bauer (hi.li.), sein Stellvertreter Martin Raith (hi. re.) und Hans Fleck (re.)

„Da ist jeder für jeden da“

Vor dem eigenen Feiern, lagen für gut 40 Schützen viel Schweiß und Arbeit, damit etwa 1000 Gäste einen launigen, lauen Sommerabend mit einem blendend aufgelegten Gerhard Polt und der neuen Formation der Wellbrüder genießen konnten. Das war aber nicht schlimm, denn auch die Mannschaft um Schützenmeister Josef Bauer erlebte einen „perfekten“ Abend. „So viel Glück mit dem Wetter hatten wir schon lange nicht mehr“, bringt es Hans Loidl auf den Punkt.

Zweiter Bürgermeister Anton Kiermeier, der seit 40 Jahren passives Schützenmitglied ist, sagt über den Verein: „Das ist ein enger Haufen, wo jeder für jeden da ist.“ Als der Abend los geht, wird er wieder ausgesungen, so wie vor zehn Jahren, zum 50. Vereinsjubiläum, schon einmal. Zwischen zwei Gartenzwergen sei er der Größte, derblecken ihn Stofferl, Michael und Karl Well. Kiermeier nimmt’s mit Humor.

Auch Bürgermeister Dr. Uwe Brandl bekommt sein Fett weg. Er regierte in Abensberg, aber der Kuchlbauer schafft oo, singen die Wells. Auch übers Landratsamt wissen sie Bescheid: Der Bau wird teurer, „drum soll’s bei McDonald’s steh’ dann kann der Landrat wenigstens billig essen geh’“. Klassiker und neue Lieder bekommen die Gäste zu hören. Stofferl stellt wie immer seine virtuose Musikalität unter Beweis. Auf der Trompete, aber auch kurz vor Schluss beim „Little Milli 50 Cent-Rap“ mit Rappermütze und Ghettofaust macht er sich für „40 Cent“ für die Milchbauern stark. Das ist einstige Baywa-Biermösl-Song 2.0.

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Bei Gerhard Polt und den Wellbrüdern wird fairer Handel lustig

 

Die Kabarett-Stars aus Bayern feiern mit der Ravensburger Fairhandelsgenossenschaft dwp auf spezielle Art Geburtstag

Gerhard Polt und die Well Brüder aus'm Biermoos in Ravensburg

Von Susi Donner

RAVENSBURG Er lacht. Der ewige, mürrische Grantler und Moralist Gerhard Polt lacht, und es geht wahrlich die Sonne auf. Nach fast drei Stunden Programm, in denen des Publikum von einem kabarettistischen Höhepunkt in den nächsten katapultiert wurde, schafft es der alte Haudegen, noch einmal ganz neue Gefühle und vor allem Begeisterungs-stürme zu entfachen. Wie er da schelmisch lächelnd sein Jackett auszieht, sich mit langsamen Hüft- und Popowacklern im Kreis dreht, die Arme ausbreitet und afrikanisch singt. Die Chippendales hätten für ihre erotischste Show nicht mehr Applaus bekommen können.

Lokalkolorit dazu gemischt

Seit Wochen war dieser Abend mit Polt und den „Wellbrüdern aus’m Biermoos“ ausverkauft. Er ist der Auftakt zum großen Jubiläumsfest der dwp Fairhandelsgenossenschaft, die unter dem Motto „25 faire Jahre“ Geburtstag feiert. Thomas Hoyer, Vorsitzender der dwp eG erzählt, wie glücklich er sei, dass es geklappt habe, Polt und seine Kumpane, Christoph, Michael und Karl Well nach Ravensburg auf die Bühne zu bringen. Ihre fröhliche Gstanzl haben die musikalisch vielseitigen Brüder mit viel Ravensburger Lokalkolorit gespickt. Sie nehmen darin das politische Geschehen Ravensburgs – der nördlichsten und schwärzesten Stadt Italiens – und auch gleich das vom Rest der Welt aufs Korn. Sie singen von Ravensburg 21, vom Rutenfest oder davon, wie Kindern in Ravensburg die Unendlichkeit erklärt wird: Das ist dann, wenn die Südbahn elektrifiziert ist. Und die sarkastisch-witzigen, intelligenten, humorvoll-bissigen Geschichten, die Polt zum Besten gibt, haben im weitesten Sinne mit fairem Handel zu tun. Wenn er von der Fußgängerei erzählt, die für ihn gelaufen sei, von apokalyptischen Radfahrern, von denen er sich nicht das Autofahren verbieten lasse, und statt zu „so lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen“ zum „so lasst mich doch meinen Neuwagen bestellen“ auffordert.

Dann schlüpft Polt in die Rolle von Papst Benedikt XVI., spricht minutenlang mit heller, näselnder Stimme in dessen Duktus einen italienisch-lateinisch-bayerischen Kauderwelsch – in dem es unteranderem um „Scandaloso“ und „la crisi infernale“ geht, die in den vergangenen Jahren die „amici cattolici“ der Kirche beschäftigte. Polts Darbietung sorgt für Lachsalve um Lachsalve im vollbesetzten, sommerlich heißen Festzelt.

 

Rückkehr versprochen

In diesem Zusammenhang erklären die Well-Brüder, dass ein Dirndl in Bayern kein Kleidungsstück sei, sondern das Gegenteil von einem Buben, und der sei wiederum das Gegenteil von einem Ministranten. Dann singen sie von der beliebten bayerischen Outdoor-Sportart „Kammerfensterln“. Am Ende sind die Künstler vom Publikum – „wir haben die positiven Schwingungen gespürt“ – ebenso begeistert wie das Publikum von den Künstlern. Und Polt und die Wellbrüder versprechen, wieder zu kommen, wenn die dwp ihren 125. Geburtstag feiert – und dasselbe Publikum sich wieder einfinden wird. Versprochen ist versprochen. Bis in 100 Jahren also!

(Erschienen: 07.07.2013 17:40)

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