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Die Produktion der Münchner Kammerspiele „Ekzem Homo“ von und mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern aus´m Biermoos ist jetzt auch als Buch erschienen, erhältlich beim Kein & Aber Verlag.

ekzemhomobuch

Karl Forster lobt das Buch in der Süddeutschen Zeitung:

„Das Resümee: Ja, es funktioniert. Das Poltsche Projekt von der Bühne zum Buch funktioniert sogar ganz wunderbar. Und das ist erstaunlich aus mehreren Gründen. Zum einen ist das Rezept, nach dem Gerhard Polt & die Well-Brüder ihr in den Münchener Kammerspielen im Februar 2015 uraufgeführtes Stück „Ekzem Homo“ gebastelt haben, schon etwas abgespielt. Nur halt mit einem dezent anderen Personal nach dem Auseinandergehen der Biermösl Blosn. Man denke nur an „Tschurangrati“ oder „Obatzt is“. Zum anderen ist es etwas anderes, Polts Texte und die Lieder der Well-Brüder im Theater live zu erleben als sie in gedruckter Version sich mehr oder weniger selber vorlesen zu müssen. Und zum ganz anderen ist es so, dass Texte, die Gerhard Polt aus Aufsatz, also zum Lesen schreibt, selten jenen bösen Gaudifaktor haben, wie seine gesprochenen, gestolperten, verdrehten, auch wenn vorher jeder Stolperer, jeder Verdreher auf dem Papier aufs Exakteste ausgearbeitet worden ist. …“

Hier in voller Länge!

Passauer Neue Presse, Otting, 5.8.2016 (mix)

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Otting, Foto: pnp mix

Gerhard Polt und die Brüder Well aus dem Biermoos brachten am Mittwochabend, 3. August, mit ihrem umjubelten Auftritt das Bierzelt in Otting zum Kochen. Die vier auf der Bühne gaben in alt bewährter Manier Spitzfindigkeiten zum Besten und beeindruckten mit ihrer Musik.

Die damalige Biermösl Blosn und Gerhard Polt hatten schon vor Jahren einen Auftritt im Bierzelt in Otting. „Damals hat uns der Sepp Daxenberger hergebracht, wir denken noch oft daran“, erinnerte sich Gerhard Polt. Wie von ihm gewohnt, trat er in verschiedenen Rollen auf, in denen er gesellschaftliche Themen unter die Lupe nahm. Wenn er sein typisches „Iatz pass obacht“ verlauten ließ, wusste man, dass wieder eine besonders verworrene Geschichte mit Hintergrund folgt. So berichtete er unter anderem von der 125-Jahr-Feier einer Freiwilligen Feuerwehr und lobte das Engagement der Jugend bei diesem Fest. Diese hatte nämlich eine „Anti-Drogen-Kampagne“ gestartet und legte dafür extra von jedem Schnaps, der an der Bar verkauft wurde, zehn Cent weg. Stolz verkündete Polt, dass somit an einem Abend über 1000 Euro zusammen kamen, mit denen vor Drogen und Sucht gewarnt werden soll.

Brillant war auch seine Darstellung des Landrates von Miesbach, der so gar nicht verstehen kann, warum man sich darüber aufregt, dass der Imbiss zu seinem runden Geburtstag, den sein Freund der Sparkassenchef finanziert hat, mit 120000 Euro zu teuer sein soll. Unter Freunden dürfe man sich doch mal helfen, oder? Außerdem habe er schließlich, ohne sich selbst loben zu wollen, sehr viel für den Landkreis getan: unzählige Schneekanonen habe er genehmigt und so manches Naturschutzgebiet zur Freude der Unternehmer in Bauland umgewandelt. Das habe ihm viel Ärger mit den „Kaulquappennummerierern“ der Grünen eingebracht. Und keiner danke ihm heute seinen „selbstlosen“ Einsatz. Die ganze rührselige Geschichte erzählt Polt mit einem Glas Champagner in der Hand, den er noch aus der Kiste übrig hat, die ihm der Sparkassenchef schenkte.

 

Bayern 2 MusikFavorit:

A scheene Leich“ der Geschwister Well

Dieses Album befasst sich mit einem Thema, das jeder Mensch am liebsten weit von sich schiebt, solange er nicht selbst betroffen ist: dem Tod.

Stand: 26.10.2015

CD-Cover "A scheene Leich" von Geschwister Well | Bild: Well Musik, Montage: BR

Die Platte vereint die schönsten Beerdigungslieder, die sich im Lauf eines langen Musikantenlebens mit großer Verwandtschaft so angesammelt haben. Mit „A scheene Leich“ haben die sechs Geschwister ihren ganz persönlichen Kanon traditioneller bairischer „Lieder vom Tod“ aufgenommen und festgehalten – für sich selbst und für alle, die der Alternativlosigkeit der immer gleichen „Aussegnungshallen-Top-Ten“ entfliehen wollen.

 

Rezension der Geschwister-Well-CD „A Scheene Leich“ in den Kirchenzeitungen Glaube und Leben / Der Sonntag / Bonifatiusbote
18.10.2015
scheeneleich

21. September 2015

Hörbach 

Well Done

 

Foto: Günther Reger

Foto: Günther Reger

 

Während die Percussion-Band Diappo dem Publikum des Brettl-Festivals mit exotischen Trommelklängen einheizt, setzen die Wells auf scharfzüngigen Witz und einen rasanten Mix aus Gangsta-Rap und Stubenmusik

Von Julia Bergmann

Satte Trommelschläge zerschneiden die Stille im Zelt, die Hände der Musiker peitschen im Stakkato über die Felle, der Rhythmus schwillt an. Die acht Musiker auf der Bühne wippen im Takt, trommeln sich in Ekstase. Diappo, die Percussion-Band aus dem Landkreis, bestehend aus Flüchtlingen und bereits anerkannten Asylbewerbern aus dem Senegal und Mazedonien leiten den Abschluss-Abend des diesjährigen Brettl-Festivals im Hörbacher Zirkuszelt ein.

Im Publikum große Augen und lächelnde Gesichter, vereinzelt verdatterte Mienen: Manch einer scheint kaum glauben zu können, was sich da vor seinen Augen abspielt. Die Musiker, zum Großteil gekleidet in traditionellen afrikanischen Gewändern, trommeln sich die Seele aus dem Leib, lassen die Hände wirbeln, springen von ihren Stühlen auf, um sich, je weiter der Abend voranschreitet, immer mehr im Klang ihrer Instrumente zu verlieren. Für einen kurzen Moment liegt Hörbach irgendwo in den unendlichen Weiten Afrikas. Ein Jauchzer schrillt durch das Zelt, die dunkelhäutigen Schönheiten lassen ihre Arme durch die Lüfte sausen, die Locken springen, die langen Zöpfe tanzen. Als die Show mit einem ohrenbetäubenden Schlag zu Ende geht, setzt ebenso laut der Applaus ein.

Es ist kein Leichtes, eine Darbietung wie diese zu toppen. Da muss schon etwas Grandioses folgen, etwas, das den Atem raubt, aufregend ist und voller Höhepunkte steckt. Genau das bekommt in Hörbach einen Namen: Die Well Brüder ausm Biermoos betreten die Bühne. Nach dem Aus für die Biermösl Blosn treten die Wells an diesem Abend erstmals im Landkreis in neuer Formation auf. Während Stofferl und Michael Well die Bühne bereits betreten haben, bleibt der dritte im Gespann noch im Verborgenen. Die Wells machen es spannend. Nach dem Ausscheiden von Hansi Well habe man familienintern ein Casting veranstaltet, erklärt Stofferl Well. Der Vorhang schiebt sich zur Seite und – ein rosarotes Ungetüm betritt die Bühne. Gehüllt in ein flauschiges Stück Stoff steht der Dritte auf der Bühne und wird wortreich und unter technisch wohl äußerst ausgeklügelt erzeugten Rauchschwaden, die aus der pinken Decke hervorwabern, enthüllt: Karl Well steht auf der Bühne, und das Trio setzt gleich zu Beginn zur umfassenden Abrechnung an. Die hiesige Politprominenz darf sich warm anziehen, Landrat Thomas Karmasin kriegt ob seiner umstrittenen Flüchtlingspolitik gleich zum Auftakt sein Fett weg und auch Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet, „so herausragend wie es herausragender nimmer geht, wenn er zwischen zwei Gartenzwergen steht“, wird rangenommen.

Der Sound des „Che-Guevara-Landlers“, der vor vielen Jahren nach einem eskalierten Käsekuchen-Essen im Hause Drexler entstanden ist, hängt noch in der Luft, da setzen die Wells schon zu einer Performance der Extraklasse mit Harfe, Gitarre und Tuba an. Stofferl Well besingt voller Inbrunst den verhassten Andreas Gabalier, „der keinen Schuhplattler kann“. Dafür stellt der Stofferl sein Können unter Beweis, plattlt um sein Leben, räumt dabei um ein Haar das Bühneninventar vom Podium und setzt gleich – unter tosendem Applaus – einen Jodler hinterher. Als nächstes ist Karl Well an der Reihe, der von den jüngsten Eskapaden seiner Frau berichtet: dem orientalischen Bauchtanzkurs an der örtlichen Volkshochschule. Schon bevor der Vers „I zoag eich, wia des geht“ erklingt, jauchzt das Publikum in heller Vorfreude, und Karl Well lässt sich nicht lumpen. Mit einem frivolen Lächeln auf den Lippen tritt er nach vorne, hebt die Arme und lässt seine runde Plauze zu den orientalischen Tönen von Stofferls Querflöte lasziv pulsieren. Und auch Michael Well hat ein Highlight in petto. Ganz dem Urahnen, dem schottischen Lord McWell verpflichtet, setzt er zum Highland-Tanz an – und das mit Bravour. Er steppt und wirft die Beine in die Höhe, als würde er die vergangenen Jahrzehnte Lügen strafen.

Hörbach Hörbach

Was die Wells zum Abschluss des Brettl-Festivals auf der Bühne zeigen, ist der reinste Wahnsinn, das Publikum wird nicht müde zu lachen, da werden die skurrilsten Instrumente ausgepackt, von Dudelsack bis hin zum Xylophon-Hackbrett-Verschnitt. Selbst einer antiken Drehleier werden noch die irrwitzigsten Klänge entlockt. Die Wells schrecken auch vor Sprechgesang auf Latein nicht zurück, kicken ein lässiges „Gymnasium Bavarium macht superdumm, quod erat demonstrandum, yo!“ von der Bühne. Des Sprechgesangs nicht genug, zieht sich Stofferl Well kurzerhand ein Beanie über den Kopf, lässt den Gürtel aus den Hosenschlaufen schnellen, zieht die Krachlederne auf Halbmast und rappt über die Milchpreise, die in zunehmend in den Keller schnellen. „Wir sind Agro Agrar, fick den Bauernverband“, haut Stofferl noch raus und animiert das Publikum mitzusingen: „Forty Cent, Forty Cent oder der Müller Milch brennt.“ In gebieterischer Hiphop-Pose springt er auf der Bühne auf und ab, geht in die Hocke und gestikuliert wild umher. Die Besucher kreischen vor Lachen.

Zum Abschluss packen die Wells gigantische Alphörner aus, die auf den Schultern der Besucher in den ersten Reihen zum Liegen kommen. Und gemeinsam mit den Trommlern von Diappo lassen sie den Abend in einem exotischen Mix aus Bayern und Afrika ausklingen. Nach 90 fulminanten Minuten und drei Zugaben verabschieden sich die Well Brüder ausm Biermoos mit einem Versprechen. „Bis in fünf Jahren“, rufen sie noch von der Bühne – und dann ist der Zauber vorüber.

Gerhard Polt und die Well-Brüder aus´m Biermoos zu Gast bei 1000 Jahre Schaftlach

Aus dem Miesbacher Merkur am 3. August 2015

(c) Thomas Plettenberg

(c) Thomas Plettenberg

Der Satire-Göttervater und seine Kabarett-Titanen

Schaftlach – Er ist der Göttervater der Satire, und sie sind seine Kabarett-Titanen: Gerhard Polt und die Well-Brüder schenkten Schaftlach einen unvergesslichen Abend zur 1000-Jahr-Feier.

Dass ein Auftritt Polts samt der Well-Brüder Karli, Stofferl und Michael etwas Besonderes ist, war allen klar. Sonst wäre das Festzelt mit 2500 Gästen nicht seit Monaten ausverkauft gewesen. Aber schon zu Beginn dämmert es Schaftlachern wie Waakirchnern, dass ihnen ein denkwürdiges Programm bevorsteht: Denn die Wells singen Schaftlach ein Geburtstagsständchen – hochaktuell und gnadenlos.

„Schaftlach ist das schönste Dorf im Waakirchner Land“, das schon mal seinen Fernsehturm für das riesige Ortspanorama auf der Bühne wegretuschiert. Ob denn nun geklärt sei, wollen die Wells wissen, ob Schaftlach zu Waakirchen oder Waakirchen zu Schaftlach gehöre. Und wie’s um die Instandsetzung des Gmunder Maximilian steht. Und um in Gmund zu bleiben: Keiner wisse, warum der Preysing Schorsch so gern ins Naturschutzgebiet bauen würde.

Georg Bromme raten die Brüder zur Entschleunigungskur im Lanserhof. Die Venus am Hauserdörfler Kreisel, der an Abgasen erstickende Waakirchner Löwe waren ebenso Thema – und Bürgermeister Sepp Hartl, der zwar herausragend sei, aber nur, wenn er zwischen zwei Gartenzwergen stehe.

Auch Gerhard Polt war an diesem Freitagabend richtig gut drauf. Der Satiriker aus Neuhaus ist ein Seismograph bayerischen Empfindens. Vor allem aber ist er eine Instanz. Polt muss nichts sagen, und die Leute wissen trotzdem ganz genau, was ihm aufstößt. Allein der Neigungsgrad seiner Mundwinkel spricht Bände. Und dann seine gespielten Dialoge, mit denen er die bayerische Gefühlswelt entstehen lässt und menschliche Schwächen entlarvt.

Etwa, wie man sich in Bayern über schlechte Presse mokiert, die das Bild vom idyllischen Dorfleben trüben könnte. Oder wie Großeltern der Jugend Demokratie vermitteln: „Wenn Du keinen Zaster hast in der Demokratie, bist Du ein Demo-Grattler.“

Gerhard Polt zeichnet die Geschichte Bayerns mit CSU-Devotionalien nach, wie etwa die unverdauten Reste der Max-Strauß-Festplatte, Originalseiten der Guttenberg-Doktorarbeit, die Weißwurst-Haut im Humidor, die Angela Merkel beim Wolfratshauser Frühstück übrig ließ, und das 1,99-Promille-Röhrchen von Otto Wiesheu. Als passionierter Autofahrer bewirft Polt die Zuschauer mit englischen Fachausdrücken und stellt sich zusammen mit seiner Frau einen Neuwagen zusammen. Als indischer Dorfpfarrer kritisiert er die katholische Kirche: „Ich shepard, but no sheeps. Churches empty, empty, empty! But Biergarten is paradise.“

Die musikalischen Antworten der Well-Brüder, in deren Mittelpunkt stellvertretend für jedes bayerische Dorf die Well’sche Heimatgemeinde Hausen (ja, die mit dem absichtlich zu engen Kreisverkehr) steht, untermauern Polts Grant. Ein bisschen erinnerte das von der archaischen Kraft her an griechisches Theater.

Zum Schluss aber die Katharsis, die seelische Reinigung: Polt gibt mit jungenhaftem Lachen und kessem Hinterteil-Wackeln den singenden Afrikaner, während die Wells dazu spielen. 2500 Bayern im Festzelt waren außer sich, jubelten, applaudierten und feierten.

Alexandra Korimorth

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