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Der Flamenco ist eigentlich bayerisch

Vor einem restlos begeisterten Publikum boten die drei Brüder Karl, Michael und Christoph „Stofferl“ Well in der Pittenharter Mehrzweckhalle ihr Musikkabarett. Die Obinger Blaskapelle hatte das Trio eingeladen.

Die Zeit vom Einlass bis zum Auftritt der drei nutzte die Jugendblaskapelle, um unter Leitung von Eva Maria Gruber eine Bandbreite von Märschen, Polkas, Walzer bis zu modernen Arrangements darzubieten.

Es scheint kaum ein Musikinstrument zu geben, das nicht zumindest einer der Well-Brüder beherrscht. So sind Trompete, Tuba, Gitarre, Geige, Querflöte, Harfe, Dudelsack, Okarina, Ziach, Zither, Kontrabass, Alphörner sowie Drehleier, alles in musikalischer Perfektion, im Repertoire des Trios. Instrumentalstücke werden in der Regel zuvor bezüglich der Instrumentierung erklärt.

„Gigaliner der Stubenmusi“

Da gibt es viel Neues zu erfahren: dass die Alphörner, die „Gigaliner der Stubnmusi“, als Vorläufer des Laubbläsers zu gelten haben. Ein besonderes Teil ist das hölzerne „Glachter“, ein xylofonähnliches Instrument. Historisch ist das „Glachter“ eine Weiterentwicklung eines Instrumentes, das aus Knochen von Gerippen stammte.

Die Well‘schen Texte boten ein breites Spektrum: Neben einer humorvollen Annäherung an den Tod oder dem Rap „40 Cent“, der den bayerischen Milchbauern gewidmet ist, wurden auch historische Details aufgearbeitet: Es wurde beschrieben, wie Hannibal beim Marsch mit seinen Elefanten über die Alpen und einer spanischen Begleittruppe den bayerischen Schuhplattler kennen und schätzen lernte. Der Schuhplattler sei von den Bajuwaren ursprünglich anlässlich einer Mückenplage entwickelt worden. Auf der langen Rückreise nach Spanien kamen aber Teile des Schuhplattlers in Vergessenheit. Mangels Mücken in Spanien wurde das Schlagen der Hände auf Oberschenkel und Schuhe weggelassen und mit dem Stampfen der Füße der Flamenco erfunden.

Auch Lokalkolorit kam nicht zu kurz. Mit dem Gstanzl „Wui ma in Obing kulturell wos erlebn, muaß ma noch Pittenhart gehn“ wiesen sie auf das Fehlen einer für Kulturzwecke geeigneten Veranstaltungshalle in Obing hin. Mit „Wia ma de Kinda in Obing de Unendlichkeit erklärt, is dann, wenn de Ortsumgehung fertig wead“ wurde ein anderes Thema angesprochen.

Der Obinger Ruhestandspfarrer kommt sicher sofort in den Himmel, weil er die Hölle als Vorstand des 1860-Fanclubs schon auf Erden hatte.

Ein musikalischer Hochgenuss waren die Trompetenstücke von Stofferl Well, zum Beispiel ein Divertimento von Mozart. Aber auch seine beiden Brüder Michael und Karl standen ihm in nichts nach und wechselten die Instrumente nach Bedarf. Michael spielte virtuos auf einer Riesentuba, die größer war als seine Brüder. Karl war mit stoischer Ruhe und geradlinigen Pointen der perfekte Gegenpol zu dem quirligen Stofferl und eher überlegt wirkenden Michael Well. Ein dankbares Publikum erklatschte sich dann noch mehrere Zugaben.

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