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Well. Live. Brüder im Geiste.

Brüder im Geiste sind sie, die Well-Brüder ausm Biermoos. Und auch echte Brüder, wissen wir doch. Die Well-Brüder, das sind jetzt die Geschwister Nummara zwölf (Karli Well), dreizehn (Micherl Well) und vierzehn (der Stofferl) aus der Familien-Gang von den fünfzehn Wellis.Die Biermösl-Blosn gibt’s ja nur noch als Archivmaterial. Sie hat aufgehört gegen die Obrigkeit aufzuspielen, als sie nicht mehr länger „kratziger Außenseiter” war, sondern auf einmal “von allen geliebt und gehätscheltes Kulturgut“ wurde, wie 2011 herrlich episch im Abgesang der SZ auf die Blosn zu lesen war.

Stofferl am Dudelsack;
Foto: Von Christian Boiger / die Holzkirchnerei

Die Well-Brüder also. Wir haben uns die Wellis am Freitag beim Postwirt („Fellner“) in Großhelfendorf angeschaut. Großhelfendorf (Im Havas-Denglisch „GrowthHellFanDwarf“- wir berichteten!) liegt am äußersten Nordostzipfel des Holzkirchner Gäus und bekannterweise im Dunstkreis der Inselkammer-Imperiums (also des Bräu von Aying), was die drei Multi-Instrumentalisten sogleich satirisch verarbeiteten und ihr Heimatdorf „Hausen“ (aka Günzlhofen) im Gegensatz dazu als „Mozartdorf“ bezeichneten, weil doch der Amadeus mal auf der Durchreise vorbeigekommen sei.

Die Well-Brüder in Großhelfendorf; Foto: Von Christian Boiger / die Holzkirchnerei

Die Well-Brüder in Großhelfendorf;
Foto: Von Christian Boiger / die Holzkirchnerei

Mit dem Karli in der Mitte (unter dem Hirschgweih am Holztragwerk des „toskanisch“ ausgestalteten Postsaals) bot das Brüder-Trio die altbekannte, aber immer aktuell neu gewürzte Mischung aus politischer Satire, gefühlt 37 virtuos beherrschten Musikinstrumenten und deftigen Sprüchen.

So konnte das Publikum im ausverkauften Saal erfahren, warum die „Kreszentia von Valencia“ mit ihrem „Lover an die Costa Brava“ g’fahrn ist, was der Hannibal mit seinen Elefanten damals mit dem Händlmaier-Senf vorhatte und warum (wegen dem Hannibal eben) der spanische Flamenco vom Schuhplattl’n herkommt. Natürlich bekam die Politik (die mit dem „Sommerstoiber“, dem Pflicht-Trachtenanzug) auch ihr Fett weg: Da boten natürlich der Miesbacher Landrat Kreidl, der „Drehhofer“ und der Söder willkommene Zielscheiben für die humorvoll-spöttischen Verserl der Brüder. Auch der mittlerweile fast schon wieder vergessene Bischofs-Bazi Tebartz-van Elst kam zur Sprache, weil dieser klerikale Wirtschaftsförderer in seinem klösterlichen Exil in Metten offenbar schon wieder kräftig renovieren würde. Zur satirischen Weltsicht des Trios passten dann auch einige uralte bayrische Vier- bzw. Achtzeiler – Hier eine Kostprobe:

Auf beim Spund
D’ Welt geht z’grund
Wemma nimma leben
Samma nimma gsund
Kemma nimma sogn
„Auf beim Spund
D’ Welt geht z’grund“
-Bumm !

Unbestreibarer Höhepunkt nach der zwanzigminütigen Futterpause (ja mei, der Wirt will halt auch noch sein Gschäft machen) war natürlich die bayrisch-schottische Darbietung der Brüder mit dem Stofferl am Dudelsack und der später folgende Milchpreis-Räp „Forty cent“, bei dem vor allem wieder der Stofferl körperlich das Letzte gab und wie ein Teenie-Derwisch mit der Räpper-Mütze über die Bühne hupfte (immerhin ist der Stofferl auch schon ein Mittfuchziger!). Ein musikalisches Ultimatum an die Molkereien und Discounter für einen fairen Milchpreis: „Forty cent ! … oder da Müller-Milch brennt! … Forty Cent oder Bayern brennt!“ Nach diesem Heimat-Hip-Hop gab’s natürlich aus Ausklang noch die obligaten, aktuell betexteten Gstanzl, von denen wir hier den Refrain konservieren wollen:

Holla ridi radi holla hoppsassa
Hamma ned z’vui
Trogn ma ned z’schwaar
Hädd’ ma z’vui
Waar’s ned rar
So tuads’ as aa.

Mit einem ganz normalen Zugabe-Lied über das Sterben („irgendwann derbröslt’s uns olle!“) klang dann der Abend harmonisch wie melankomisch aus.

Well, thät’s hoid a Trädisch’n.

Next time in Holzkirchen! Oder, Burschn, wia waar dös ?

Little Milli in Aktion – Rapen für einen fairen Milchpreis;
Foto: Von Christian Boiger / die Holzkirchnerei

Von Christian Boiger / die Holzkirchnerei

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