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Im harten Lockdown-Winter zieht es die kälteresistenten Well-Brüder Stofferl, Michael und Karli an die Isarauen, direkt unter dem Bayerischen Landtag. Hier musizieren sie mit den Krähen und für die Münchner Jogger und nebenbei spielen sie auch noch ein Standerl für die BR-Sendung Capriccio, die jetzt immer am Donnerstag kommt.

Ein Jubiläum steht an: Gerhard Polt und die Well-Brüder machen seit 40 Jahren gemeinsam die Bühnen Bayerns und der Welt unsicher. Wir freuen uns sehr gemeinsam mit JKP, am 25.09.2020 ein Jubiläumsalbum zu veröffentlichen, das die außergewöhnliche Freundschaft zwischen dem großen Humoristen und dem subversiven Brüder-Trio zelebriert. „Gerhard Polt und die Well-Brüder 40 Jahre“ enthält 13 Stücke des aktuellen Live-Programms sowie einige echte Klassiker. Dabei ist immer klar, woher der Wind weht: Polt bietet feinste Satire in seiner unnachahmlichen Art, die Brüder musizieren wie verrückt und besingen Politisches und Heimatliches. Und, Ehrensache: Bei drei Stücken des Albums durften auch die Toten Hosen nicht fehlen. Die Hosen sind seit Mitte der Achtziger eng mit den bayerischen Anarchos verbandelt, seitdem gab es bereits zahlreiche Zusammenarbeiten, im Studio wie auch bei speziellen gemeinsamen Bühnenprojekten. Wir sind gespannt auf alles, was noch kommt. Hier herrscht schon große Vorfreude auf das kommende Album!
Das Jubiläumsalbum „Gerhard Polt und die Well-Brüder 40 Jahre“ erscheint mit 13 Titeln am 25.09.20 als CD-Album und auf 3.000 Stück limitiertes & nummeriertes Doppelvinyl-Album, Download und auf allen Streamingplattformen und ist hier vorzubestellen: https://jkp.lnk.to/PoltWell40

Die Well-Brüder aus´m Biermoos mit dem 3. Lesung aus der Chronik Bayerns: Brief der Künstler an den großen Coronator.

Die Well-Brüder aus´m Biermoos mit einer Lesung aus dem Buch Markus.

Well-Brüder: Corona Bavariae

21. September 2015

Hörbach 

Well Done

 

Foto: Günther Reger

Foto: Günther Reger

 

Während die Percussion-Band Diappo dem Publikum des Brettl-Festivals mit exotischen Trommelklängen einheizt, setzen die Wells auf scharfzüngigen Witz und einen rasanten Mix aus Gangsta-Rap und Stubenmusik

Von Julia Bergmann

Satte Trommelschläge zerschneiden die Stille im Zelt, die Hände der Musiker peitschen im Stakkato über die Felle, der Rhythmus schwillt an. Die acht Musiker auf der Bühne wippen im Takt, trommeln sich in Ekstase. Diappo, die Percussion-Band aus dem Landkreis, bestehend aus Flüchtlingen und bereits anerkannten Asylbewerbern aus dem Senegal und Mazedonien leiten den Abschluss-Abend des diesjährigen Brettl-Festivals im Hörbacher Zirkuszelt ein.

Im Publikum große Augen und lächelnde Gesichter, vereinzelt verdatterte Mienen: Manch einer scheint kaum glauben zu können, was sich da vor seinen Augen abspielt. Die Musiker, zum Großteil gekleidet in traditionellen afrikanischen Gewändern, trommeln sich die Seele aus dem Leib, lassen die Hände wirbeln, springen von ihren Stühlen auf, um sich, je weiter der Abend voranschreitet, immer mehr im Klang ihrer Instrumente zu verlieren. Für einen kurzen Moment liegt Hörbach irgendwo in den unendlichen Weiten Afrikas. Ein Jauchzer schrillt durch das Zelt, die dunkelhäutigen Schönheiten lassen ihre Arme durch die Lüfte sausen, die Locken springen, die langen Zöpfe tanzen. Als die Show mit einem ohrenbetäubenden Schlag zu Ende geht, setzt ebenso laut der Applaus ein.

Es ist kein Leichtes, eine Darbietung wie diese zu toppen. Da muss schon etwas Grandioses folgen, etwas, das den Atem raubt, aufregend ist und voller Höhepunkte steckt. Genau das bekommt in Hörbach einen Namen: Die Well Brüder ausm Biermoos betreten die Bühne. Nach dem Aus für die Biermösl Blosn treten die Wells an diesem Abend erstmals im Landkreis in neuer Formation auf. Während Stofferl und Michael Well die Bühne bereits betreten haben, bleibt der dritte im Gespann noch im Verborgenen. Die Wells machen es spannend. Nach dem Ausscheiden von Hansi Well habe man familienintern ein Casting veranstaltet, erklärt Stofferl Well. Der Vorhang schiebt sich zur Seite und – ein rosarotes Ungetüm betritt die Bühne. Gehüllt in ein flauschiges Stück Stoff steht der Dritte auf der Bühne und wird wortreich und unter technisch wohl äußerst ausgeklügelt erzeugten Rauchschwaden, die aus der pinken Decke hervorwabern, enthüllt: Karl Well steht auf der Bühne, und das Trio setzt gleich zu Beginn zur umfassenden Abrechnung an. Die hiesige Politprominenz darf sich warm anziehen, Landrat Thomas Karmasin kriegt ob seiner umstrittenen Flüchtlingspolitik gleich zum Auftakt sein Fett weg und auch Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet, „so herausragend wie es herausragender nimmer geht, wenn er zwischen zwei Gartenzwergen steht“, wird rangenommen.

Der Sound des „Che-Guevara-Landlers“, der vor vielen Jahren nach einem eskalierten Käsekuchen-Essen im Hause Drexler entstanden ist, hängt noch in der Luft, da setzen die Wells schon zu einer Performance der Extraklasse mit Harfe, Gitarre und Tuba an. Stofferl Well besingt voller Inbrunst den verhassten Andreas Gabalier, „der keinen Schuhplattler kann“. Dafür stellt der Stofferl sein Können unter Beweis, plattlt um sein Leben, räumt dabei um ein Haar das Bühneninventar vom Podium und setzt gleich – unter tosendem Applaus – einen Jodler hinterher. Als nächstes ist Karl Well an der Reihe, der von den jüngsten Eskapaden seiner Frau berichtet: dem orientalischen Bauchtanzkurs an der örtlichen Volkshochschule. Schon bevor der Vers „I zoag eich, wia des geht“ erklingt, jauchzt das Publikum in heller Vorfreude, und Karl Well lässt sich nicht lumpen. Mit einem frivolen Lächeln auf den Lippen tritt er nach vorne, hebt die Arme und lässt seine runde Plauze zu den orientalischen Tönen von Stofferls Querflöte lasziv pulsieren. Und auch Michael Well hat ein Highlight in petto. Ganz dem Urahnen, dem schottischen Lord McWell verpflichtet, setzt er zum Highland-Tanz an – und das mit Bravour. Er steppt und wirft die Beine in die Höhe, als würde er die vergangenen Jahrzehnte Lügen strafen.

Hörbach Hörbach

Was die Wells zum Abschluss des Brettl-Festivals auf der Bühne zeigen, ist der reinste Wahnsinn, das Publikum wird nicht müde zu lachen, da werden die skurrilsten Instrumente ausgepackt, von Dudelsack bis hin zum Xylophon-Hackbrett-Verschnitt. Selbst einer antiken Drehleier werden noch die irrwitzigsten Klänge entlockt. Die Wells schrecken auch vor Sprechgesang auf Latein nicht zurück, kicken ein lässiges „Gymnasium Bavarium macht superdumm, quod erat demonstrandum, yo!“ von der Bühne. Des Sprechgesangs nicht genug, zieht sich Stofferl Well kurzerhand ein Beanie über den Kopf, lässt den Gürtel aus den Hosenschlaufen schnellen, zieht die Krachlederne auf Halbmast und rappt über die Milchpreise, die in zunehmend in den Keller schnellen. „Wir sind Agro Agrar, fick den Bauernverband“, haut Stofferl noch raus und animiert das Publikum mitzusingen: „Forty Cent, Forty Cent oder der Müller Milch brennt.“ In gebieterischer Hiphop-Pose springt er auf der Bühne auf und ab, geht in die Hocke und gestikuliert wild umher. Die Besucher kreischen vor Lachen.

Zum Abschluss packen die Wells gigantische Alphörner aus, die auf den Schultern der Besucher in den ersten Reihen zum Liegen kommen. Und gemeinsam mit den Trommlern von Diappo lassen sie den Abend in einem exotischen Mix aus Bayern und Afrika ausklingen. Nach 90 fulminanten Minuten und drei Zugaben verabschieden sich die Well Brüder ausm Biermoos mit einem Versprechen. „Bis in fünf Jahren“, rufen sie noch von der Bühne – und dann ist der Zauber vorüber.

21 Bairische Lieder vom Tod

Die Geschwister singen und spielen ihr persönliches Repertoire an traditionellen, bairischen Trauer- und Beerdigungsliedern. Gerhard Polt hält die Grabreden. Eine CD für den Herbst. Veröffentlichung am 9. Oktober. Jetzt aber schon zum Vorbestellen im Geschwister-Well-Shop.

 

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Bairische Trauerlieder. Sie gehören zu unserem lebendigen Repertoire. Von Kindheit an waren wir ja immer dabei, wenn es etwas zu Feiern gab: bei Hochzeiten, Taufen, Feuerwehrjubiläen, Geburtstagen, an Weihnachten, zur Passionszeit und eben auch bei Beerdigungen und Trauerfeiern. Unsere Eltern, Gertraud und Hermann Well, hatten wirklich ganze Arbeit geleistet. Wir waren musikalisch für alles gewappnet, von der Wiege bis zum Grab.

Dieser reiche Liederschatz ist uns bis heute, bei den Wellküren und den Well-Brüdern, Fundus und Quelle für unsere Musikkabarett-Programme. Allein die Beerdigungslieder, die so wunderschön sind, führten da verständlicher Weise ein Schattendasein. Beim Sterben hört schließlich der Spaß auf.

Es mag daran liegen, dass man sich mit zunehmendem Alter selbst intensiver mit dem Tod beschäftigt, oder daran, dass wir in letzter Zeit immer häufiger uns nahestehende Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten. Jedenfalls reifte in den vergangenen Jahren der Plan, diese Lieder einmal aufzunehmen, um sie für uns festzuhalten – und für alle, die der Alternativlosigkeit der immergleichen „Musik vom Band“ der Aussegnungshallen etwas entgegen setzen möchten.
„A scheene Leich“ ist unser ganz persönlicher Kanon der traditionellen, bairischen „Lieder vom Tod“. Eine Lieder- und Musiksammlung, die wir sehr lieben und schätzen.
Die Aufnahmen entstanden zwischen 2010 und 2015 in einer kleinen Hauskapelle in Frankreich und in Stofferls Wohnung in München-Haidhausen.

Am Grab: Gerhard Polt 

Wer, wie wir, von klein auf mehrere Beerdigungen pro Jahr auf zumeist ländlichen Friedhöfen musikalisch begleitet, dem fällt dabei eines immer wieder auf: die Unfähigkeit des Menschen, seiner Trauer, seinen Gefühlenund der Situation angemessene Worte zu finden. Angesichts der Monströsität des Todes, ist der Mensch wortlos. Und dennoch erwarten das Ritual, die Trauergemeinde, der Brauch Worte; wenn möglich sogar große Worte der Trauer, des Gedenkens und des Trostes. Und hier entsteht – neben aller Andacht – etwas, das angeblich gar nichts auf einem Gottesacker verloren hat: Komik. 

Wir konnten unseren Freund, Gerhard Polt, dafür gewinnen, im Gedenken an und stellvertretend für alle Vereinsvorstände, Würdenträger, Dorfbürgermeister, Feuerwehrler und sonstige Grabredner, diese Wortlosigkeit, die Worthülsigkeit, das verzweifelte Versteigen in abstruse Satz- und Sinn-Gebilde nachzuempfinden.

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