Im harten Lockdown-Winter zieht es die kälteresistenten Well-Brüder Stofferl, Michael und Karli an die Isarauen, direkt unter dem Bayerischen Landtag. Hier musizieren sie mit den Krähen und für die Münchner Jogger und nebenbei spielen sie auch noch ein Standerl für die BR-Sendung Capriccio, die jetzt immer am Donnerstag kommt.
Nach „Fein sein, beinander bleibn“ mit unseren Wellküren-Schwestern kehren wir Well-Brüder mit Gerhard Polt in die Münchner Kammerspiele zurück. Die Proben laufen schon, am 7.2. ist die Uraufführung im Schauspielhaus!
Hier ein paar Impressionen, Fotos: (c) Hans-Peter Hösl.
Als wir mit dem Dieter das erste Mal zusammen im Hinterhof-Theater auftraten, waren wir ganz erfürchtig und aufgeregt. Er war ja für uns der liebe Gott des politischen Kabaretts und davor kannten wir ihn nur aus dem Fernsehen. Seine „Notizen aus der Provinz“ war eine der wenigen Sendungen die wir früher als Kinder anschauen durften.Als er uns erzählte, er wohne in einem Vorort von München, waren wir ganz erstaunt. Da war ein Preuße, genauer gesagt ein Schlesier, der so gar nix Preussisches an sich hatte, im Gegenteil: Sein Humor und seine Art waren viel bairischer als bei so manchen Berufsbayern. Und Schafkopfen konnte er auch noch wie ein Gott!
Aber das Schönste: Er war ein unglaublich lebendiger, ehrlicher und warmherziger Mensch und den zum Freund zu haben, hat unser Leben sehr viel reicher gemacht. Mein Gott, war das immer eine Fetzengaudi und Riesenehre mit dem Dieter aufzutreten, Brotzeit machen, ratschen, frotzeln, von O. M. Graf zu schwärmen, Schafkopfen, Fußball-oder Tennis zu spielen!
Aber in der Ewigkeit gehts ja wieder weiter.
Der Tiroler Landtagswahlkampf wurde nicht nur hierzulande genau beobachtet und mitunter hitzig diskutiert. Auch im beschaulichen Hausen in Oberbayern machte man sich über die offensichtlich mehrheitsfähige Angst vor „italienischen Verhältnissen“ Gedanken und verarbeitete sie flugs zum hintersinnigen G’stanzl über südliche Nachbarn, die Tirol zukünftig wohl boykottieren dürften. Mit dieser musikalisch aufbereiteten Überlegung eröffneten die Brüder Christoph, Michael und Karl Well am Freitagabend ihren Auftritt beim Imster TschirgArt Jazzfestival. Überhaupt gaben sich die Wellbrüder aus’m Biermoos ortskundig. Sie stichelten gegen den Landeshauptmann. Erinnerten an dessen wenig ruhmreiches Treffen mit Vorzeigekicker David Alaba und sinnierten in leitmotivisch wiederkehrenden Abschweifungen über die Liebe mancher Tiroler Gemeinden, vorzugsweise solcher im Unterland, zum Kreisverkehr. Bei so viel Lokalkolorit waren die Lacher vorprogrammiert. Bereits nach wenigen Minuten hatten die virtuos aufspielenden bayrischen Multikinstrumentalisten das Publikum im Glenthof für sich eingenommen.
Nur einer lachte nicht. Aber das gehörte zum Programm. Während sich seine Bühnenpartner die Tiefen und Untiefen des Alltags aufs Korn nahmen, saß Gerhard Polt auf seinem Stuhl und beobachtete das Treiben mit mal gelangweilter, mal mürrischer Miene. Erst nachdem die Wellbrüder das Publikum richtig angeheizt hatten, erhob sich dieser grimmige Buddha, trat ans Mikrofon und setzte zu einem seiner inzwischen legendären verbalen Rundumschläge an. Scheinbar mühelos – und ohne sich groß zu verändern – schlüpfte der mittlerweile 71-Jährige dabei in die verschiedensten Rollen. Gab den bierseligen Philosophen genauso wie den zurückgetretenen Papst.
Alles, was Polt über den Weg und bisweilen über die Leber läuft, kann zum Inhalt einer satirischen Suada werden. Polt schaut den Menschen aufs Maul, stellt die zahllosen phrasendreschenden Lokalpolitiker, großmäuligen Autonarren und wichtigtuerischen Sparkassenleiter mit ihren eigenen Worten bloß. So entlarvt er die spießbürgerliche Sehnsucht nach Gemütlichkeit als rücksichtslose Genusssucht, entwirft das Bild einer Gesellschaft, die immer kurz davor ist, zur Karikatur ihrer selbst zu werden, und sorgt für Lacher, die regelmäßig Gefahr laufen, einem im Halse stecken zu bleiben.
Aber auch in den musikalischen Zwischenspielen der Wellbrüder kommt anarchische Gesellschaftskritik nicht zu kurz. So gibt Christoph Well „40 Cent“, einen Gangsta-Bauern mit Wollkappe und tiefhängenden Lederhosen, der für gerechte Milchpreise rappt, und im anrührenden „S’ Diandl liab’n“ prangern die drei Brüder auf eindrückliche Weise die Scheinmoral kirchlicher Würdenträger an.
von Joachim Leitner
www.tt.com Rappende Milchbauern im Kreisverkehr
Buch der Well-Brüder Christoph und Michael Well „Biermösl Blosn. Tokyo – Kapstadt – Hausen“ über ihre Zeit in derselbigen – Gerhard Polt sagte einmal: “Wer eine Biografie hat, ist selbst schuld und wer eine schreibt auch” – Michael und Stofferl Well haben trotzdem eine geschrieben. Beziehungsweise dann doch eher schreiben lassen. Von vielen Prominenten und weniger Prominenten Wegbegleitern in der Zeit bei der Biermösl Blosn. Den gesamten Beitrag von Joana Ortmann vom 5. April auf Bayern 2 (KulturWelt) könnt ihr hier nachhören.
Der 13. Spross der Familie Well spielt die Tuba, Drehleier, Banjo, Gitarre und Steirisches Akkordeon sowieso, Cello, Bariton, Solo-Brummtopf und Alphorn.
Bei seinem Bruder Stofferl lernte er anfangs Tenorhorn spielen. Nachdem sich dieser jedoch als Lehrer unmöglich aufführte, flüchtete er zu Tom Walsh von den Münchner Philharmonikern. Dieser äußerst geduldige Mensch schulte ihn auf Tuba und Bariton um. Als 12 Jähriger ersetzte er Hans Well bei den Well-Buam.
Sein Beruf ist eigentlich Sozialpädagoge und Kindergärtner, aber seine Berufung ist Tanzmeister und das Management der drei Brüder aus’m Biermoos, der Wellküren, Geschwister Well, Wellbuam, NouWellcousines, Bäsle-Quartett, der afrikanischen Gumboot-Tanz- formation „Corroboration“ und von Gerhard Polt. Er ist der eigentliche Imperator des Wellperiums. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Er ist Archivar und Pfleger des Biermösl Blosn Nachlasses.
Sein virtuoses Drehleierspiel machte ihn weit über die Grenzen Deutschlands (von Tokio bis Kapstadt und Hausen) weltberühmt und berüchtigt.
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