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Gerhard Polt und die Well-Brüder aus´m Biermoos zu Gast bei 1000 Jahre Schaftlach

Aus dem Miesbacher Merkur am 3. August 2015

(c) Thomas Plettenberg

(c) Thomas Plettenberg

Der Satire-Göttervater und seine Kabarett-Titanen

Schaftlach – Er ist der Göttervater der Satire, und sie sind seine Kabarett-Titanen: Gerhard Polt und die Well-Brüder schenkten Schaftlach einen unvergesslichen Abend zur 1000-Jahr-Feier.

Dass ein Auftritt Polts samt der Well-Brüder Karli, Stofferl und Michael etwas Besonderes ist, war allen klar. Sonst wäre das Festzelt mit 2500 Gästen nicht seit Monaten ausverkauft gewesen. Aber schon zu Beginn dämmert es Schaftlachern wie Waakirchnern, dass ihnen ein denkwürdiges Programm bevorsteht: Denn die Wells singen Schaftlach ein Geburtstagsständchen – hochaktuell und gnadenlos.

„Schaftlach ist das schönste Dorf im Waakirchner Land“, das schon mal seinen Fernsehturm für das riesige Ortspanorama auf der Bühne wegretuschiert. Ob denn nun geklärt sei, wollen die Wells wissen, ob Schaftlach zu Waakirchen oder Waakirchen zu Schaftlach gehöre. Und wie’s um die Instandsetzung des Gmunder Maximilian steht. Und um in Gmund zu bleiben: Keiner wisse, warum der Preysing Schorsch so gern ins Naturschutzgebiet bauen würde.

Georg Bromme raten die Brüder zur Entschleunigungskur im Lanserhof. Die Venus am Hauserdörfler Kreisel, der an Abgasen erstickende Waakirchner Löwe waren ebenso Thema – und Bürgermeister Sepp Hartl, der zwar herausragend sei, aber nur, wenn er zwischen zwei Gartenzwergen stehe.

Auch Gerhard Polt war an diesem Freitagabend richtig gut drauf. Der Satiriker aus Neuhaus ist ein Seismograph bayerischen Empfindens. Vor allem aber ist er eine Instanz. Polt muss nichts sagen, und die Leute wissen trotzdem ganz genau, was ihm aufstößt. Allein der Neigungsgrad seiner Mundwinkel spricht Bände. Und dann seine gespielten Dialoge, mit denen er die bayerische Gefühlswelt entstehen lässt und menschliche Schwächen entlarvt.

Etwa, wie man sich in Bayern über schlechte Presse mokiert, die das Bild vom idyllischen Dorfleben trüben könnte. Oder wie Großeltern der Jugend Demokratie vermitteln: „Wenn Du keinen Zaster hast in der Demokratie, bist Du ein Demo-Grattler.“

Gerhard Polt zeichnet die Geschichte Bayerns mit CSU-Devotionalien nach, wie etwa die unverdauten Reste der Max-Strauß-Festplatte, Originalseiten der Guttenberg-Doktorarbeit, die Weißwurst-Haut im Humidor, die Angela Merkel beim Wolfratshauser Frühstück übrig ließ, und das 1,99-Promille-Röhrchen von Otto Wiesheu. Als passionierter Autofahrer bewirft Polt die Zuschauer mit englischen Fachausdrücken und stellt sich zusammen mit seiner Frau einen Neuwagen zusammen. Als indischer Dorfpfarrer kritisiert er die katholische Kirche: „Ich shepard, but no sheeps. Churches empty, empty, empty! But Biergarten is paradise.“

Die musikalischen Antworten der Well-Brüder, in deren Mittelpunkt stellvertretend für jedes bayerische Dorf die Well’sche Heimatgemeinde Hausen (ja, die mit dem absichtlich zu engen Kreisverkehr) steht, untermauern Polts Grant. Ein bisschen erinnerte das von der archaischen Kraft her an griechisches Theater.

Zum Schluss aber die Katharsis, die seelische Reinigung: Polt gibt mit jungenhaftem Lachen und kessem Hinterteil-Wackeln den singenden Afrikaner, während die Wells dazu spielen. 2500 Bayern im Festzelt waren außer sich, jubelten, applaudierten und feierten.

Alexandra Korimorth

Wannst in Himmi sågt er wuist kemma

Wannst in Himmi sågt er wuist kemma, sågt er,
muaßt nach Bayern, sågt er, einikemma, sågt er,
weil Bayern, sågt er, des is gwiß, sågt er,
is de Vorstufe zum Paradies!

Bayern is des Land, wo Milch und Honig fliaßt, sågt er,
in de Baam, sågt er, wachsn d‘ Würscht, sågt er,
und as Bier wachst in da Holledau, sågt er,
und da Himmi, der is weiß und Blau!

Ja wia, sågt er, oder wås, sågt er,
bei uns in Bayern wachst des beste Grås, sågt er,
doch as Grås, sågt er, fressn d‘ Küah, sågt er,
weil fürn Rausch, sågt er, håmma ‘s Bier!

Ein Horst im Paradies

Ein Horst im Paradies

 

Bei uns håm d‘ Göckl, sågt er, 4 Haxn, sågt er,
beim Finanzausgleich, mögn ma koane Faxn, sågt er,
de då drobn, sågt er, kriagn an Dreck, sågt er,
ja, de fressatn uns alles weg!

Wannst in Himmi, sågt er, wuist kemma, sågt er,
muasst ‘s Parteibuach, sågt er, mitnehma, sågt er,
weil im Himmi regiert bloß oa Partei, sågt er,
und de andern, sågt er, hoitn ‘s Mäu!

Mir san super, sågt er, mir Bayern, sågt er,
Super-Minister, sågt er Super- Steuern, sågt er,
mir kenna, sågt er, koan Geiz, sågt er,
unser Goid, des liegt in der Schweiz!

Bei uns, im scheena Bayernland, sågt er,
samma ålle mitanand verwandt, sågt er,
an de Affairen, sågt er, is nix dro, sågt er,
weil mas schliaßlich alles beichtn ko!

Wannst nach Bayern, sågt er, wuist kemma, sågt er,
muaßt an Goidbeutl mit nehma, sågt er,
weil umsonst is nix auf da Woid, sågt er,
und a Autobahn, de kost vui Goid!

Und de Preußn, san net alle schlecht, sågt er,
wenn s‘ a Goid håm sans scho recht, sågt er,
a guater Preuß is wia da Storch im Loam, sågt er,
der fahrt nåchm Urlaub wieder hoam!

Mir håm weichselbraune Küah gråd gnua, sågt er,
då ghört koa schwarz-weiße Kuah dazua, sågt er,
rein farblich ghörn de net in d‘ Landschaft nei, sågt er,
und a Neger passt då aa net rei‘!

Asylanten, sågt er, de san arm, sågt er,
dass sich Gott, sågt er, gern derbarm, sågt er,
es is wirklich, sågt er, scho a Gfrett, sågt er,
doch da liabe Gott samma net!

Und bist du anders ‘rum geborn, sågt er,
håst in Bayern, sågt er nix verlorn, sågt er,
weils scho in der Bibel drinna steht, sågt er,
des is „pfui Deifi“ und dass des net geht!

Ja mir Bayern, sågt er, san scho Hund, sågt er,
mir san mir und mir samma gsund, sågt er,
und wenn oana, sågt er, blöd frågt, sågt er,
der werd einfach, sågt er, aussi gjågt!

Und macht Bayern, sågt er, oana mies, sågt er,
den schmeiß‘ ma raus ausm Paradies, sågt er,
und des oane, sågt er, des is gwiß, sågt er,
dass Sachsn Anhalt die Hölle is!

Doch des oane sågn mir euch aa no:
Ja as Fegfeuer, des fangt in Mecklenburg-Vorpommern o!

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